Title: Buffalo Bills Wilder Westen | Buffalo Bill's Wild West

Periodical: Zeitung und Anzeige

Date: June 3, 1890

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Buffalo Bills Wilder Westen.

Die Völker–Karawanen, welche die Welt durchziehen, um Menschen und Thiere, Sitten und Gebräuche, Natur– und Kunstprodukte ihrer Heimath in anderen Ländern zur Schau zu stellen, kommen immer mehr in Mode. Sie bilden die neueste Form des Ausstellungswesens — wandernde ethnographische Ausstellungen, denen das lebhafte Interesse, welches man gegenwärtig für alles exotische Volksthum hat, einladend entgegenkommt. Wir haben in Dresden im Laufe der letzten Jahre schon viele solcher Schaustellungen gesehen — nun ist der ferne amerikanische Westen in Dresden als Gast eingetroffen, um sich uns in seiner wilden Ursprünglichkeit zu zeigen, bevor die Erscheinungen derselben vor dem Fortschritte der Kultur gänzlich verschwunden sein werden.

Jene große Karawane von nordamerikanischen Pferde– und Büffeljagern und Indianern mit ihren Pferden und Büffeln, die unter der Bezeichnung Buffalo Bills Wild West seit dem vorigen Jahre Europa durchzieht und während der Weltausstellung in Paris das größte Aufsehen erregt und massenhaften Zuspruch gefunden, hat am Sonntag ihre Vorstellungen auf dem früheren Turnfestplatze in Dresden begonnen. Die Amerikaner verstehen es auch hier wie früher in London, Paris, Rom, Neapel, Mailand und München, die öffentliche Aufmerksamkeit und Neugierde zu erregen. Seit einer Woche zeigen farbige Bilderplakate an allen Ecken und Enden das überlebensgroße Bild des Führers der Karawane, der dadurch wie mit eine Schlage für alle Dresdner eine populäre Persönlichkeit wurde. Alles interessirt sich für den Mann mit dem kühnen und scharfen Adlerblick und dem phantastisch langen Haar. Es ist der amerikanische Oberst W. F. Cody, in seiner Heimath berühmt unter dem Namen Buffalo Bill d. h. Büffel–Wilhelm. Er steht zwar nicht mehr in jener Blüthe der Jahre, wie ihn die Riesenporträts an den Straßenecken zeigen, ist aber noch immer ein sehr interessanter Mann voll Eleganz und Grandezza. Bei seinen Landsleuten ist seine Persönlichkeit geradezu mit einem sagenhaften Nimbus umgeben. Wenn man seinen Biographien, die er hier verbreiten läßt, glauben kann, so ist Oberst Cody ein Held der Prairie, der im Kampfe gegen die Indianer mehr Abenteuer bestanden hat, als irgend einer der Cooper'schen Romanhelden — ein so ausgezeichneter Schütze, Jäger, Büffelfänger und Pferdebändiger, als es nur je einen gegeben hat, und dabei ein Soldat, der sich im nordamerikanischen Bürgerkriege unter General Sherman um sein Vaterland verdient gemacht hat.

Dem sei nun, wie ihm wolle, gewiß ist, daß die amerikanische Karawane, an deren Spitze Oberst Cody steht, dem Publikum ein Schauspiel bietet, das seinesgleichen nicht hat. Man bekommt da wirklich ein lebendiges Bild des Jäger– und Indianerlebens in der nordamerikanischen Prairie, dessen Figuren vielleicht stellenweise etwas greller kolorirt und schärfer charakerisirt sind, als in der Wirklichkeit, das aber doch mit packender Unmittelbarkeit und Realität wirkt. Die Indianer haben ihre eigenen mit phantastischen Figuren bemalten Zelte mitgebracht. Man sieht da ein Lager wie für ein Expeditionskorps, das in irgend ein unerforschtes Gebiet aufbrechen soll. In einem großen Zelte ist der ungeheure Küchenherd aufgestellt, und dasselbe dient zugleich als Speisesaal. Auch die Pferde sind unter Zelten untergebracht, und für die Büffel, welche Buffalo Bill mit sich führt, ist ein eigener Pferch aus starken Balken errichtet worden.

Schon das Aufreiten der einzelnen Gruppen bietet ein wechselvolles und farbenreiches Bild. Ob die Indianer wirklich den im Programme genannten Stämmen angehören, kann uns wohl ziemlich gleichgiltig sein, wild genug sehen sie mit ihren gelb und roth bemalten Gesichtern und Leibern undmit ihrem Federschmucke aus. Auch die Cowboys sehen mit ihren breitkrämpigen Filzhüten und derben Lederhosen echt genug aus. An ihrer Spitze erscheint Oberst Cody als der Elegant der Prairie im seidengestickten Lederwamms und mit knapp anliegenden Stulpenstiefeln und sichtlich erfüllt von dem Bewußtsein des Eindruckes, den er macht. Eine ungekünstelte Prachtgestalt ist aber der Stallmeister der Gesellschaft, Buck Taylor, der König der Cowboys, ein junger Hüne mit lang herabwallendem, rückwärts in einen Knoten gebundenem Haare, der noch in allen Städten, die der „wilde Westen“ besuchte, die lebhafteste Aufmerksamkeit der Damenwelt auf sich gezogen hat. Zu den Indianern und Cowboys gehören natürlich auch ihre Pferde, mit denen sie beim Reiten wie die Centauren verwachsen zu sein scheinen. Diese Pferde, namentlich die kleinen buschigen Moustangs, sind in ihrer scheinbar zügellosen Ungeberdigkeit wahre Wunder der Dressur, indem sie auf Kommando mit einer Wildheit bocken, stampfen, sich niederwerfen und überschlagen, daß man wirklich glauben sollte, sie seien eben erst mit dem Lasso eingefangen worden. Die Reiter geben geradezu erstaunliche Proben ihrer Sattelfestigkeit, den schönsten Anblick aber gewährt es unstreitig, wenn die ganze Schaar sich vor dem Publikum aufstellt, und wenn auf einen Wink Buffalo Bills alle zweihundert Reiter mit einem Ruck ihre Rosse nach rückwärts werfen und in wildem Getümmel über den weiten Platz dem Ausgange zustürmen. Auch mehrere Damen befinden sich in der Gesellschaft und zeigen sich gleichfalls als kühne Reiterinnen.

Eine besondere Anziehung dürften auf das Publikum die Schießproduktionen ausüben. Eine Schützin, Miß Annie Oakley, ferner Mr. C. L. Daly und endlich Oberst Cody selbst zeigen ihre Meisterschaft im Schießen nach emporgeworfenen Glaskugeln. Zu der Mannigfaltigkeit der Produktionen tragen auch noch einige dramatische Szenen, so der Ueberfall eines Auswandererzuges durch Indianer, die Darstellung eines Zweikampfes, den Oberst Cody am 17. Juli 1875 mit einem Sioux–Häuptling bestand, ein Angriff der Indianer auf die alte Deadwood–Postkutsche, der Ueberfall eines Grenzdorfes durch Indianer, ferner eine Büffeljagd und die Proben der Cowboys im Lassowerfen bei. Alle diese Produktionen machen den Eindruck, daß sie der Wirklichkeit getreu entsprechen und deshalb folgt man ihnen auch mit Interesse. Während der nächsten 14 Tage ist unsern Lesern Gelegenheit geboten, sich selbst auf dem früheren Turnfestplatze in Dresden von den Leistungen Buffalo Bills Wild West zu überzeugen.

English | German

Buffalo Bill's Wild West.

The caravans of folk which traverse the world in order to present the people and animals, the customs and habits, and the natural and artistic products of their homeland in other countries are becoming more and more fashionable. They represent the latest form of exhibition — wandering ethnographic exhibitions which invitingly play to the lively interest that is currently held for everything having to do with exotic folklore. In the course of the last few years, we have seen several such performances in Dresden [1] — Now, the distant American West has arrived in Dresden as a guest in order to show us its wild originality, before its phenomena are completely disappeared under the progress of civilization.

That sizeable caravan of North American horse– and buffalo–hunters and Indians with their horses and buffalo which has travelled under the designation "Buffalo Bill's Wild West" through Europe in past years and excited the largest sensation at the Paris World Fair, [2] gaining mass popularity, had its performance on Sunday at the former Turnfestplatze in Dresden. Here too, as earlier in London, Paris, Rome, Naples, Milan and Munich, the Americans understand how to attract public attention and curiosity. For the last week, the colorful posters placed in every nook and cranny have displayed the larger–than–life image of the leader of the caravan, who thereby suddenly became a popular figure for all residents of Dresden. Everyone is interested in the man with the bold, sharp eagle eye and the fantastic long hair. He is the American Colonel W. F. Cody, famous in his homeland under the name Buffalo Bill. Although he is no longer in his "flowering" years, as is shown in the giant portraits on the street corners, he is still a very interesting man full of elegance and grandeur. Among his countrymen, his personality is regarded in such a way that it is virtually surrounded by a legendary "nimbus." If we are to believe his biographies (which he has distributed here), Colonel Cody is a hero of the prairie who has experienced more adventure in his fights against the Indians than any one of Cooper's heroes — He is an excellent shooter, hunter, buffalo hunter and horse tamer if there ever was one, and on top of that he is a soldier who rendered outstanding services to his fatherland in the North American Civil War under General Sherman.

Be that as it may, it is now certain that the American caravan, with Colonel Cody at the head, offers the public a spectacle that has no equal. One is really able to get a vivid picture of the hunter– and Indian–life in the North American prairie, whose figures are perhaps a little brighter–colored and more sharply characterized than in reality, but nevertheless has a gripping immediacy and sense of reality. The Indians have brought their own tents painted with fantastic figures. One can also see a camp as if for an expedition–corps that is prepared to break into uncharted territory. The enormous kitchen stove is positioned in a large tent which also serves as a dining tent. The horses are also housed in tents, and a separate pen made of strong beams has been erected for the buffalo which Buffalo Bill keeps with him.

The entrance of the individual groups on horseback offers a varied and colorful picture. Regardless of whether the Indians really belong to the tribes mentioned in the program, it is all the same to us; they appear wild enough with their yellow– and red–painted faces and bodies and their feathered adornments. The cowboys also look sufficiently authentic with their wide–brimmed felt hats and rough leather pants. Colonel Cody appears at their head as the [[['Elegant']]] of the prairie in an embroidered leather jacket and with tightly fitted, cuffed boots, and is clearly aware of the impression he makes. But Buck Taylor, the king of the cowboys, is also a genuinely grand figure, a young giant with long, draping hair tied back in a knot; he attracts the liveliest attention from the ladies in all the cities visited by the "Wild West." Naturally, the Indians and cowboys are also accompanied by their horses, with whom they appear to be grown together, almost like centaurs. These horses, namely the small, scrubby mustangs, are true marvels of dressage in their seemingly unrestrained skittishness; they buck, stamp, prostrate themselves, and roll over on command, so that one might really believe that they have only just been captured by the lasso. The riders give astounding demonstrations of their sureness in the saddle, but the most beautiful sight is indisputably when the entire company stations itself before the audience and with a wave, Buffalo Bill's two hundred riders direct their horses to turn around and storm across the vast space to the exit in a wild fury. Several ladies are also in the company and show themselves to be equally bold riders.

The shooting productions are likely to carry a special appeal. A lady shooter, Miss Annie Oakley, as well as Mr. C. L. Daly and finally Colonel Cody himself demonstrate their mastery in shooting at glass balls which are thrown upwards. Some dramatic scenes, such as the attack on an emigrant train by Indians, the representation of a duel with a Sioux chief which Colonel Cody survived on 17 July, 1875, an ambush on the old Deadwood Stagecoach by Indians, the attack on a frontier village by Indians, in addition to a buffalo hunt and the cowboys' exercises with lasso–throwing, contribute to the variety of the productions. All of these productions make the impression that they truthfully represent reality, and therefore one follows them with interest. During the next 14 days, our reader will be offered the opportunity to convince themselves of Buffalo Bill's Wild West's accomplishments at the former Turnfestplatze in Dresden.

Note 1: Buffalo Bill Wild West performed in Dresden, Germany, June 1-16, 1890. [back]

Note 2: In 1889 Buffalo Bill's Wild West appeared at the Exposition Universelle 1889 in Paris, France. [back]

Title: Buffalo Bills Wilder Westen | Buffalo Bill's Wild West

Periodical: Zeitung und Anzeige

Source: McCracken Research Library, Buffalo Bill Center of the West, MS6.3776.08.02 (German Scrapbook)

Date: June 3, 1890

Topics: Buffalo Bill's Wild West in Germany

Keywords: American bison hunting American Indians Cowboys Ethnology Exposition universelle de 1889 (Paris, France) German language German newspapers Historical reenactments Horsemen and horsewomen Horses Hunters Indians of North America Mustang Stagecoaches Targets (Shooting) Traveling exhibitions

People: Daly, Claude Lorraine Oakley, Annie, 1860-1926 Taylor, William Levi, 1857-1924

Places: Deuben (Saxony-Anhalt, Germany) Dresden (Germany)

Transcribed and translated by: Roberts, Briana

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