Title: Buffalo Bill hat seinem Einzug in Bremen | Buffalo Bill has followed up his arrival in Bremen
Periodical: Bremer Nachrichten
Date: September 10, 1890
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Bremer Nachrichten / 10 September 1890. [1]
Buffalo Bill hat seinem Einzug in Bremen gestern Nachmittag die erste Vorstellung folgen lassen und damit sofort Erfolge errungen, die in Bremen zu den Seltenheiten gehören. Erste Vorstellungen einer neuen hier noch unbekannten Gesellschaft pflegen in der Regel vor leeren Bänken vor sich zu gehen und die Claque hat dann Mühe, die Beifallslust der wenigen Zuschauer anzuregen, auch wenn noch so Vortreffliches geboten wird. Anders gestern. Nicht nur waren die Tribünen mit mehr als 6000 Zuschauern besetzt, auch der Beifall, der den hauptsächlichsten Vorführungen folgte, war ein so lebhafter wie ungemachter. Mit großem Interesse wurde alles Dargebotene verfolgt, und wo es am Platze war, auch aufrichtig bewundert. Wettrennen, Schul– und Kunstreiten kannten wohl alle die Zuschauer, welche auf den rings um die Arena herum erbauten Tribünen Platz genommen hatten, aber was sie hier sahen, war nur wenigen aus eigener Anschauung bekannt. Wer Illustrationen zu den Lederstrumpferzählungen erwartete, wurde zwar nicht gerade enttäuscht, aber gar mancher wird seine phantastischen Gebilde doch einer Correctur haben unterwerfen müssen, wenn er die buntbemalten und phantastisch gekleideten Gestalten der Indianer zu Gesicht bekam. Die Namen der Häuptlinge klingen zwar ähnlich wie diejenigen, welche Lederstrumpf und verschiedene Romanschriftsteller uns vorführen, die Leute zeigen sich auch als gewandte Reiter, aber sie sind doch noch anders als wir hiernach erwarteten. Und das gereicht der Vorführung durchaus nicht zum Nachtheil, denn Oberst Cody will uns ja keine Romane liefern, sondern, so weit dies möglich, das Leben im fernen Western Amerikas so zeigen, wie es in Wirklichkeit ist. Und das gelingt ihm, wenn auch verschiedentlich mit Zuhülfenahme der Dressur. Denn die „wilden“ Pferde, welche hier eingefangen werden, sind schon lange micht mehr das, was sie ursprünglich gewesen sein mögen, aber sie geberden sich noch so, und wenn auch der kleine Zuschauer auf der Tribüne vor uns einigermaßen den Nagel auf den Kopf treffen mochte, als er zur Erheiterung des ganzen Publikums ausrief: „Papa, die wollen die Pferde wohl erst wild machen!“ so war das Schauspiel trotzdem hochinteressant und die Dressur der Thiere eine so vorzügliche, daß das, was sich vor unsreren Augen abspielte, uns anmuthete, als ob wir in Wirklichkeit einer Jagd auf wilde Pferde in den Prairien des weiten Westens beiwohnten. Auch die verschiedenen Schützen, welche im Laufe der Vorstellung auftraten, leisteten Staunenswerthes und nicht minder interessant waren die verschiedenen Reiterkunststücke, das Aufheben von Gegenständen durch im Galopp über das Feld reitende Cowboys, das Rennen zwischen amerikanischen Hinterwälderdamen, das Rennen der Indianerknaben auf Pferden ohne Sattel u. s. w. Am Großartigsten waren aber stets die Massenritte; buntbewegtere, farbenprächtigere Bilder wird man sich kaum denken können, als die, welche sich hier vor unseren Augen entwickelten. Die Vorstellung wurde mit einem Einzug der verschiedenen Gruppen der Gesellschaft eröffnet. Nach einander kamen Arraphoes–, Bruce–, Cutt Off–, Cheyenne– und Ogallala–Indianer, gefolgt von ihren Häuptlingen Black Heart, Little Chief, Brave Bear, Eagle Horn, Low Neck, zwei Boy–Chiefs (kleine Häuptlinge) der Sioux und Rockey–Bear „Medicin–man“ der Sioux, ferner die Cowboys mit ihrem Könih „Buck–Taylor“, die mexikanischen Vaqueros mit ihrem Anführer Antonio Esquival, eine Gruppe von Hinterwälder–Damen und der junge Pennie Irving, der kleinste Cowboy der Welt. Zwei Cowboys wollten dann im schneidigen Ritt die Fahnen befreundeter Nationen bringen, die der einen „Nation“ ging schon gleich Anfangs verloren und blieb nur die Fahnenstange übrig, während das Sternenbanner, welches besser befestigt war unbeschädigt den Ritt durch die Arena überstand. Als letzter auf dem Platze erschien auf einem herrlichen Schimmel Buffalo Bill selbst. Er ist unstreitig eine impostante Erscheinung, ein stattlicher Reiter mit intelligentem Gesicht und ausdrucksvollen Augen. Die Lebensgeschichte Buffalo Bills ist in vielen Hunderttausenden Exemplaren gedruckt und wird auch mit den Programmen auf dem Platz vertheilt, wir selbst haben schon früher Mittheilungen daraus gemacht und wollen daher heute nicht wiederholen, swas als bekannt vorausgesetzt werden darf. Als die ganze Truppe unter dem eigenartigen pfeifenden Indianergeheul aufgezogen war, genügte ein Wink des Obersten Cody und die Reitermasse verbreitete sich in wirrem Durcheinander über den ganzen Platz, das Publikum begrüßend, welches, von dem wunderbaren Bilde gefesselt, erst in laute Beifallssalven ausbrach, als die letzten der Truppe wieder außer Gesichtsweite gekommen waren. Ein Pferderennen zwischen einem Mexikaner, einem Indianer und einem Cowboy folgte, dann trat das kleine Fräulein Annie Oakley auf und zeigte daß sie auf dem Gebiete des Schützenwesens Meisterin ist. Da versagte fast kein Schuß, mochte sie nun wie andere Schützen die Büchse anlegen oder in Stellungen schießen, die man sonst für das Schießen nicht wählt, zum Beispiel so, daß sie das Ziel nur in einem Spiegel sah. Selbst Doubletten gelangen ihr in diesem seltsamen Anstande. Nicht minder gewandt ist indeß der kleine Johann Baker, der später auftrat, und Colonel Cody selbst, der im schärfsten Galoppritt die hinter ihm aufgeworfenen Glaskugeln mit Sicherheit trifft. Alle übertrifft aber noch der, Pistolen– und Revolverschütze C. L. Daly, der ein wahres Schnellfeuer entwickelnd, mit seinem Revolver Kugel auf Kugel aus der Luft herabholte. Interessant ist ferner der Postreiter, welcher im gestreckten Galopp reitend vom Pferde springt, einem bereit stehenden Cowboy die Zügel zuwirft und im nächsten Augenblicke wieder auf dem Rücken eines anderen für ihn bereit gehaltenen Pferdes weiter galoppirt. Einen herrlichen Anblick gewährt der Ueberfall eines Emigrantenzuges durch Indianer und die Vertheidigung desselben durch die rasch alarmirten Grenzbewohner,
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Bremer Nachrichten / September 10th, 1890
Buffalo Bill has followed up his arrival in Bremen [1] yesterday afternoon with the first performance of his show, thereby immediately achieving success of a kind seldom seen in our city. First performances by a new, still unknown company usually tend to take place in front of empty rows of seats, and the claque then has a hard time stimulating applause from the few spectators present, even when the show that is being presented is admirable. Yesterday was different. Not only were the stands occupied by more than 6000 spectators; in addition, the applause with which the principal acts were greeted was as animated as it was uncontrived. Everything that was presented was followed with great interest and, where appropriate, met with outright amazement. All of the spectators who had taken their seats in the stands erected around the arena may be assumed already to have some familiarity with competitive horse racing, dressage and manège, but what they saw here was something of which only a few of them will have had direct personal experience. No one expecting illustrations of the scenes portrayed in Fenimore Cooper's "Leatherstocking Tales" will have been wholly disappointed, but many will none the less have been constrained to adjust and adapt their fanciful images upon coming face to face with the vividly painted and fantastically clad figures of the Indians. It is true that the names of their chiefs sound like those presented to us by the author of the "Leatherstocking Tales" and other writers of novels of that genre, and the performers are clearly very skilled in the arts of horsemanship, but they do not come across as anything that we were not expecting. Yet this in no way works to the disadvantage of the show, since Colonel Cody is not seeking to deliver to us scenes from novels but rather, as far as possible, to present a picture of life in America's Far West as it really is. And he succeeds in this, albeit in various instances, with the aid of feats of dressage. For the fact is that the "wild" horses which are roped in and brought to submission in the various acts have long ceased to be the creatures that they were originally; but they still behave as if they were, and even though the youngster in the stand just in front of us was not far off the mark when he shouted out, to the amusement of the crowd in general, "Papa! They're really trying to drive the horses wild!," the performance was none the less extremely interesting, and the dressage of the animals was so excellent that the scene played out before our eyes was such that it seemed as though we were really witnessing a mad chase after wild horses on the prairies of the Far West. Likewise, the various sharpshooters who appeared in the course of the performance showed amazing skills; and no less interesting were the different feats of horsemanship, which involved the cowboys picking up objects from the ground as they raced at full gallop across the arena, races between American ladies from the backwoods, bareback races between young Indian braves, etc. But one of the most fabulous acts was the cavalcade of riders; it is hard to imagine a spectacle as colorful, action-packed [2] and gorgeous as the one that here met our eyes. The show opened with the entry into the arena of the different groups of which the company is composed. One after another there rode forth Arapaho, Brulé, Cutt-Off, Cheyenne and Oglala Indians, followed by their chieftains Black Heart, Little Chief, Brave Bear, Eagle Horn and Low Neck, and two "boy chiefs" from the Sioux tribe and Rocky Bear, the Sioux "medicine man," after whom came the cowboys led by their king, Buck Taylor, the Mexican vaqueros with their leader Antonio Esquival, a group of ladies from the backwoods and the young Bennie Irving, the world's smallest cowboy. Two cowboys then moved forward at a brisk trot to present the flags of nations bound by links of friendship, but that of one such "nation" became detached from the very start, leaving just the flagpole, whilst the star-spangled banner, which was more firmly attached, survived the ride through the arena unscathed. The last to appear, mounted on a splendid white horse, was Buffalo Bill himself. He is indisputably an imposing figure, a grand and noble horseman with an intelligent countenance and expressive eyes. Buffalo Bill's life story has been told in many hundreds of thousands of the copies sold, and is also recounted in the programs for sale in the showground; we have ourselves written previously about it and do not therefore propose to repeat today what may be assumed to be already known. Once the entire ensemble had appeared, amidst the singular whistling cries of the Indians, a gesture by Colonel Cody sufficed to send the mass of riders off, spreading out in tumultuous confusion across the entire ground and greeting the crowd, which, mesmerized by the marvelous scene, broke out into deafening salvoes of applause when the last members of the troupe had finally left the arena and disappeared from sight. This was followed by a horse race between a Mexican, an Indian and a cowboy, then little Miss Annie Oakley appeared and demonstrated her skills as a master of the art of sharpshooting. In so doing, she scarcely missed her target once, even when, like other marksmen, she laid her rifle down or placed it in a position not normally adopted for shooting, for example in such a way that she could only see the target in a mirror. She even managed to achieve a series of "right and left" shots on target in this unusual posture. No less skilled, however, is little Johnnie Baker, who appeared after her, and Colonel Cody himself, who, riding along at the most breakneck of gallops, unfailingly hit the glass balls thrown up into the air behind him. But Mr. C. L. Daly outshone all the others with his feats of pistol and revolver shooting; with true rapid fire, he shot down ball after ball out of the air. Another interesting feature was the Pony Express rider, who leapt down from his galloping horse, tossed the reins to a cowboy standing ready and in the next instant galloped off again on the back of another mount prepared for him. Yet another wonderful sight was afforded by the attack by Indians on an emigrant train, and its defense by the rapidly alerted frontiersmen,
Note 1: Buffalo Bill's Wild West performed in Bremen, Germany, September 2-11 1890. [back]
Note 2: Modern translation term not known to be used in German script. [back]
Title: Buffalo Bill hat seinem Einzug in Bremen | Buffalo Bill has followed up his arrival in Bremen
Periodical: Bremer Nachrichten
Source: McCracken Research Library, MS6.3776.66.01 (German Scrapbook)
Date: September 10, 1890
Topics: Buffalo Bill's Wild West in Germany
Keywords: American frontier American Indians Arapaho Indians Brulé Indians Cheyenne Indians Cowboys Cowgirls German language German newspapers Historical reenactments Horse sports Horsemanship Horsemen and horsewomen Indians of North America--Social life and customs Indians of North America Lakota Indians Mexicans Oglala Indians Pony express Prairies Sharpshooters Targets (Shooting) Traveling exhibitions Wild horses
People: Baker, Lewis H., 1869-1931 Daly, Claude Lorraine Little Chief, b. 1851 Rocky Bear Taylor, William Levi, 1857-1924
Place: Bremen (Germany)
Transcribed and translated by: Benn, James
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